Software-Patente: Schreiben Sie noch heute Ihrem Bundestagssabgeordneten -- oder die Software-Wirtschaft muss mit 'amerikanischen Verhältnissen' leben!

ALARM: Nur noch wenige Wochen um e-Patente in Europa zu stoppen.

Das Bundesjustizministerium kann die EU-Parlamentsentscheidung wieder kippen.

Der FFII ruft all seine Unterstützer auf an ihre nationalen Abgeordneten und das BMJ zu schreiben. Am besten noch dieses Wochenende. Der Kanzler soll ein Machtwort sprechen!

Im September hat Europäische Parlament sich entschieden: für klare Begrenzungen der Softwarepatentierung. Doch diese können ausser Kraft gesetzt werden bei einem Treffen des EU- Ministerrats am 27. November. Das Ministertreffen wird "vorbereitet" durch ein Treffen wichtiger Repräsentaten des Patentsystems aus ganz Europa und zwar schon am 23. Oktober.

Falls sie es nicht anders überlegen vor dem 27. November, ist es nicht ausgeschlossen, dass deutsche Bundesminister im Rat darauf drängen werden einen alten Entwurf vom November 2002 als "Kompromiss" zu verabschieden (wie das gerade eine Linie im Rat ist), der sogar noch schlimmer ist als der berüchtigte McCarthy Bericht. Schon in der Vergangeheit bestand eine Janusköpfigkeit zwischen der Erklärung gegenüber dem Bundestag, der deutschen Öffentlichkeit, und der deutschen Regierungspolitik in Brüssel. Die Regeln des Europäischen Parlamentes für eine zweite Lesung machen es sehr schwer für Europaparlamentarier einen vom Rat verhunzten Text zu korrigieren.

Wir sind deshalb auf eine Menge Briefe an Bundestagsabgeordnete und Behörden angewiesen, noch an diesem Wochende um der Bundesregierung zu erklären, warum Software-Patente unerwünscht sind und wie mies der veraltete November 2002-Entwurf ist.

Über diesen Aufruf

Ist die Entscheidung des Ministerrates überhaupt wichtig?

SEHR WICHTIG. Die Regeln des Europäischen Parlamentes für die zweite Lesung machen es  weitaus schwieriger für MdEP einen schlechten Text des Rates zu korrigieren, denn jeder Änderungsvorschlag braucht eine absolute Mehrheit von all den 623 gewählten MdEPs -- das heisst weit mehr als 50% zusätzlich als jene, die im Plenum abstimmen.

Die deutsche Situation

BMJ: Für alle Gesetzgebung im Bereich des Patentwesens ist innerhalb der Bundesregierung das Bundesministerium der Justiz (BMJ) zuständig. Das BMJ unterhält in seiner Abteilung für Industrie und Handel ein eigenes Patentreferat. Zum Geschäftsbereich des BMJ gehören ferner das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA), das Bundespatentgericht (BPatG) und der Bundesgerichtshof (BGH). Zu all diesen Organisationen und auch zum Europäischen Patentamt (EPA) hin bestehen innige personelle Verflechtungen. Das BMJ-Patentreferat ist personell schwach ausgestattet und verlässt sich daher auf EPA, DPMA und andere Patentbewegungs-Institutionen. Die Karierre der BMJ-Beamten verläuft häufig innerhalb des Patentwesens. Sie folgen im allgemeinen (aus Gewohnheit) wortgetreu deren (von wenigen Instanzen beschlossener) herrschender Meinung und beschränken die argumentative Auseinandersetzung meist von vorneherein auf grammatische Fragen. Innerhalb der Bundesregierung und des Europäischen Rates vertreten sie energisch die Interessen der Patentanwälte führender Großkonzerne und in zweiter Linie der Patentinstitutionen. Sie verbitten sich Einmischungen "fachfremder" Personen (einschließlich BMWi, Abgeordnete) in ihren Kreis und begegnen diesen durch Ignorieren oder sonstige Diskussionsverhinderungsstrategien. Auch von tausenden von Personen unterzeichnete Briefe an das BMJ-Patentreferat (Dr Welp) blieben bisher unbeantwortet.

Zur Stellungnahme des BMJ zur Parlamentsentscheidung. Diese scheint ohne Kenntnisnahme der Parlamentsvotums im voraus verfasst.
http://swpat.ffii.org/papers/europarl0309/bmj030926/index.de.html

Profitieren Softwareentwickler von Softwarepatenten?

NEIN. "Softwarepatente sind wie  Landminen für Programmierer. Bei  jeder Designentscheidung gibt es die Gefahr auf ein Patent zu treten und das kann ihr Projekt vernichten. Wenn man an die Vielzahl von Ideen in Betracht zieht, die in einem modernen Programm kombiniert werden müssen, wird die Gefahr sehr gross." -- Richard Stallman, Gründer des GNU Projektes.

Software-Patente sind hinderlich für e-commerce, schlecht für Kleine Unternehmen and schlecht for Innovation. Deshalb haben führende Ökonomen, Wissenschaftler, KMU und MdEP  zusammen an das Europäische Parlament appellliert gegen Software-Patente zu stimmen..

Unterstützer der Software-Patente machen oft eine Milchmädchenrechnung auf:  Patente == Innovation == Wachstum.  Ein lesenswerter englischer Artikel in diesem Zusammenhang ist "e-Patents and financial investing" von Laura Creighton, einer 'Venture Capital' Investorin. Er erklärt warum Software-Patente nicht erforderlich sind, ja nichtmal hilfreich und überraschend wenig echten Schutz geben.

Was die Minister wissen sollten

Kontaktaufnahme

Im Europäischen Parlament waren wir sehr erfolgreich, weil wir den diskreten Code der Diplomaten verletzt haben, der die Berufseuropäer kennzeichnet. Anders hätten wir nie einen Fuß in die Tür bekommen und die Richtlinie wäre vom Parlament durchgewinkt worden. Nur wegen unserer akribischen Arbeit konnten die Mängel des Richtlinienvorschlags an das Licht gezehrt werden. Viele Parlamentarier hatten damit noch Probleme oder gaben das taktisch vor, so sagten etwa die bekannten Akteure "Elly PLOOIJ-VAN GORSEL (ELDR, NL) stated that in her nine years of working in the European Parliament, she had never been lobbied in such an aggressive way." und "Arlene McCarthy regrettably added that in all the years that she had been an MEP, she had not been treated in such an aggressive manner."

Wenn es um eigene Interessen geht, um die Zukunft der Europäischen Software-Wirtschaft ist es legitim von den uns dienenden Institutionen Gehör einzufordern. Es ist nicht unsere Schuld, dass institutionelle Schieflagen zugunsten juristischer Interessenvertretung bestehen.

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